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Altes Emder Rathaus

Das historische Emder Rathaus wurde zwischen 1574 und 1576 nach Plänen des Amsterdamer Baumeisters Laurens van Steenwinckel errichtet, der sich an den Entwurf des alten Antwerpener Rathauses orientierte. Das wunderschöne Renaissancegebäude war das zu Stein gewordene Selbstverständnis und der Stolz der Emder Bürgerschaft. Während der Bauphase hatte der ostfriesische Graf zwar noch Einfluss auf die Vorgänge im Rathaus und ließ an der Westfassade die Wappen seiner Familie anbringen, doch schon bald erstrebte die Bürgerschaft mehr Autonomie für sich. Der Drang nach Unabhängigkeit war eng verwoben mit dem Bedürfnis, das reformierte Bekenntnis gegenüber dem lutherischen Landesherrn zu verteidigen.
Nach der Emder Revolution von 1595 wurde der vom Grafen eingesetzte Magistrat abgesetzt und durch neue städtische Bürgermeister und Ratsherrn abgelöst. Wenig später war nur noch der calvinistische Gottesdienst in den Kirchen erlaubt, wenn auch die Gewissensfreiheit als solche unangetastet blieb. Abweichender Glaube durfte jedoch nicht mehr öffentlich in Erscheinung treten. Das Emder Rathaus war fortan somit Symbol einer calvinistischen und quasiautonomen Stadtrepublik. 1582 wurde im Dachgeschoss die Rüstkammer der Stadt untergebracht, die sich ursprünglich in der Stadthalle befunden hatte. Sie war die Hauptwaffenkammer, die vor allem aufgrund des in unmittelbarer Nachbarschaft entstandenen und auch religiös motivierten niederländischen Freiheitskampfes angelegt worden ist. Unter den für das neue Rathaus geschaffenen Gemälden finden sich eines, das noch heute an die Situation der Glaubensflüchtlinge in der Stadt erinnert. „Moses schlägt Wasser aus dem Felsen“ von 1576 gehört zu den Denkmälern, die daran erinnern, dass die Migranten des 16. Jahrhunderts nicht nur Aufnahme, sondern auch ökonomische und politische Integration erfahren haben.