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Lilienstraße

Mit Johannes a Lasco kamen 1554 viele flandrische Buchdrucker von London aus nach Emden, wie z.B. der bekannte Antwerpener Drucker Steven Mierdman (1510-1559), aber auch Jean Mallet († vor 1570), Niclas van den Berghe († 1560) und Gillis van der Erven, der sich auch Aegidius Ctema-tius nannte († 1566). Letzterer betrieb seine neu eröffnete Druckerei in der Emder Lilienstraße. Er druckte 1562 die Emder Deux-Aes-Bibel, die bis zur Herausgabe der „Statenbijbel“ im Jahre 1637 die niederländische Standardübersetzung war und unzählige Auflagen erlebte. Den neutestamentlichen Teil hatte Johannes Dyrkinius übersetzt, der 1560 auch die Institutio Calvins in niederländischer Sprache veröffentlichte und ebenfalls in der Lilienstraße wohnte. Steven Mierdman richtete seine Druckerei im Keller des Rathauses ein und arbeitete schon bald mit dem aus Brügge stammenden Übersetzer und Verleger Jean Gailliard (1507-1574) zusammen. Diese Offizin war sehr produktiv und wurde 1558 von Willem Gailliard übernommen. Herausgegeben wurden aber nicht nur Drucke für den reformierten Kontext, viele Bücher wurden gerade auch für täuferische Kreise aufgelegt, u.a. das „Fundamentboek“ von Menno Simons. 1563 verlegte Gailliard seine Aktivitäten in die Lilienstraße, wo er nach dem Tode Gillis van der Ervens, auch dessen Druckerei übernahm. Die Lilienstraße ist daher geradezu als Zentrum des Emder Buchdrucks im 16. Jahrhundert zu betrachten.